Hoffnungsvolle Omen, ein strenger Häuptling und ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch – auch dieses Jahr war beim „Inklusiven Zeltlager“ von Kreisjugendring Haßberge (KJR) und Lebenshilfe Haßberge e. V. wieder jede Menge los.
Bei der Ankunft schien noch alles perfekt: Die Reiseleitung eines scheinbar seriösen Reisebüros bestätigte den 46 Kindern, dass sie auf einer wunderschönen Insel mit tollem Resort angekommen sind. Doch schnell wurde klar, dass hier etwas nicht stimmt. Von einem schönen Hotel mit Poolanlage war weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen wurden die Kinder von Oberhaupt „El Bastababo“, Herrscher der kleinen Insel mit einigen Zelten, ganz viel Wald und einem rauchenden Vulkan, begrüßt. Doch jetzt war es zu spät, Reiseleitung und „Schiff“ waren verschwunden. Zurück blieben die ratlosen Kinder, die die Gunst des Häuptlings gewinnen mussten, um sich dadurch einen Schlafplatz auf der Insel zu sichern. Aber damit war es noch nicht getan, denn wie die Kinder vom Experten „Prof. Dr. Dr. Magnus Seis“ mitgeteilt bekamen, drohte der Ausbruch des Inselvulkans und damit auch der Untergang der gesamten Insel „El Bastabach“.
Über zehn Tage stellten sich die Kinder allen möglichen Herausforderungen, wie beispielsweise Fische angeln, Holz hacken und Feuer machen. Letzteres war vor allem für die vielen Abende am Lagerfeuer wichtig, an denen das Team und Kinder mit Gitarrenbegleitung gemeinsam Lagerfeuerlieder, wie „Leaving on a Jet-Plane“, „Take me Home, Country Roads“ oder „Wind of Change“ sangen. Und auch abseits der Insel-Geschichte war viel geboten: Die Highlights waren die Besuche der Freizeitbäder Zapfendorf und Coburg, ein Nachmittag mit der KJR-Hüpfburg und Eiswagen, die Lagerdisco mit Wunschliedern der Kinder, eine Gameshow bei der die Zeltgruppen gegeneinander antraten und ein gemeinsamer Kinoabend, mit selbstgemachtem Popcorn.
Bei all den Programmpunkten waren die Kinder mit und ohne Behinderung auch selbst an der kreativen Gestaltung ihrer Zeltlagerzeit beteiligt: Beim Bunten Abend konnten Show-Einlagen oder Theatervorstellungen vorbereitet und durchgeführt werden. Auch bei den Workshops konnte zwischen Angeboten gewählt werden: Batiken, Tonen, Staudammbauen, Zeichnen, Linedance, Armbänder knüpfen, Wikingerschach, Essensvorbereitung, Sportprogramm, Windlichter basteln,…
„Das ehrenamtliche Team um die ebenfalls ehrenamtlichen Lagerleitungen Jonas Erickson und Paul Petersen steckt jedes Jahr viel Zeit, Energie und Engagement in das Inklusive Zeltlager. Alle sind mit Begeisterung für die gemeinsame Sache dabei – und diese Begeisterung schwappt auch auf die teilnehmenden Kinder über.“, schwärmt KJR-Vorsitzender Thomas Wagenhäuser.
Nach zehn Tagen voller Sonnenschein und angenehm warmen Temperaturen, konnten sich die 46 Kinder und die 22 Inselbewohner schließlich von der Insel retten. Maßgeblich dafür waren „gute Omen“, die die Gruppe im Laufe des Zeltlagers immer wieder entdeckt hatte. „Im großen Finale des Lagers stellte sich heraus, dass ´Käpt’n Nemo´ hinter den Omen – also den hilfreichen Geschenken – steckte. Mit seiner Hilfe konnte, noch bevor der Vulkan ausbrach und die Insel unterging, ein Funkgerät zusammengebaut und ein SOS-Signal abgesendet werden, womit die Rettung gewiss war.“, fasste Jonas Erickson den Showdown zusammen. „Aber das war alles gar nicht so leicht: Auf der Suche nach den unterschiedlichen Teilen für das Funkgerät, mussten die Kinder u. a. einen Lavastrom überqueren, einem Rentnerpaar beim Kofferpacken helfen, sich an Wölfen vorbeischleichen, einen zwielichtigen Deal mit einem Händler abschließen und einem mysteriösen Mann ein Feuerzeug abluchsen.“, ergänzt Paul Petersen. Die Freude über die nahende Rettung bzw. den Abschluss des Lagers wurde gemeinsam mit einer Grillfeier zelebriert.
„Das Besondere am Inklusiven Zeltlager ist, dass Inklusion hier voll gelebt wird und wir versuchen allen Kindern eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Ein Miteinander von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung ist für uns selbstverständlich.“, erklärt Jonas Erickson. „Der Leitgedanke des Inklusiven Zeltlagers `Jeder Mensch ist anders und hat seine eigenen Stärken und Schwächen´ wird auch von uns als Team gelebt. Wir wollen den Kindern Gemeinschaft und Inklusion vorleben und für die Teilnehmenden in eine Vorbildrolle schlüpfen.“, unterstreicht Paul Petersen. Unterstützung bekommt das Team im Hintergrund von KJR-Vorstandsmitglied Petra Erickson sowie KJR-Geschäftsführerin und Kreisjugendpflegerin Eva Pfeil. Eva Pfeil ergänzt: „Das Inklusive Zeltlager wird von der `Aktion Mensch´ sowie durch den Bayerischen Jugendring aus Mitteln des Bezirks Unterfranken gefördert. Für die äußerst wichtige finanzielle Unterstützung sprechen wir unseren herzlichsten Dank aus!“. Die Aktion Mensch fördert Projekte, die die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung verbessern und das selbstverständliche Miteinander in der Gesellschaft fördern.
2025 findet das zehntägige Zeltlager mit gelebter Inklusion vom 11. bis 20. August statt.
Team Inklusives Zeltlager 2024:
- Lagerleitung: Jonas Erickson (Würzburg), Paul Petersen (Schweinfurt)
- Küche: Johanna Reinhardt (Coburg), Nicolas Boardman (Knetzgau), Ursula Eckert (Ebern)
- Zelt-Betreuer:innen: Anna Schüßler (Bundorf), Dorothee Mücke (Goßmannsdorf), Fiona Will (Rentweinsdorf), Julius Kraus (Münster), Kerstin Viering (Limbach), Louis Seits (Maroldsweisach), Lukas Vogel (Bamberg), Philipp Steinert (Hilpoltstein), Sarah Kennedy (Burgpreppach), Sarah Stretz (Oberhaid), Sebastian Kraus (Stralsbach), Ulrich Schnös (Knetzgau)
- Springer:innen und Helfer:innen: Anna-Maria Gebhardt (Knetzgau), Benedikt Marks (Ebern), Elsa Caupert (Goßmannsdorf), Maya Davey (Haßfurt), Paul-Philip Gläser (Untertheres)