Von September bis November organisierte der KJR Haßberge über 30 Veranstaltungen rund ums Thema „Demokratie“.
Das Bayerische Staatsministerium für Familie Arbeit und Soziales stellte 2024 dem Bayerischen Jugendring (BJR) unter dem Motto „Mach mit – für Deine Demokratie“ ein einmaliges „Demokratiebudget“ von insgesamt rund 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Der BJR gab die Mittel an die Jugendringe weiter, welche damit vor Ort Aktionen und Veranstaltungen umsetzen konnten.
Der Kreisjugendring Haßberge (KJR) veranstaltete mit den Mitteln u.a. 19 theaterpädagogische Angebote „RESPEKT!“ von Chapeau Claque e.V. aus Bamberg an fünf Mittelschulen (Mittelschule Zeil-Sand, Mittelschule Hofheim i.UFr., Dreiberg-Schule Knetzgau, Albrecht-Dürer-Mittelschule Haßfurt, Johann-Peter-Wagner-Mittelschule Theres), zwei Realschulen (Wallburg-Realschule Eltmann, Jacob-Curio-Realschule Hofheim), am Regiomontanus Gymnasium und der Heinrich-Thein-Berufsschule. Für das Angebot gab es viele positive Rückmeldungen. Die Schauspielerinnen von Chapeau Claque e.V. spielten drei Szenen um alltägliche Konflikte in der Schule, in denen u.a. Ausgrenzung, Mobbing, Klassismus, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie eine Rolle spielten. Ein großes Thema war auch die Herausforderung, für eigene Werte einzustehen. Anschließend wurden Diskriminierungsformen thematisiert und Vorschläge zur Konfliktlösung gesammelt. „Die Schauspielerinnen reagieren flexibel auf die jungen Menschen und brachten die Inhalte gut rüber. Sie ermutigten die Schülerinnen und Schüler eigene Handlungsoptionen zu erkennen bzw. Lösungswege auszuprobieren. Auf diese Weise wurden auch Grundsteine für die Weiterarbeit und intensivere Gespräche zu beispielsweise Meinungsfreiheit, Solidarität, Gleichberechtigung, Empathie oder Ausgrenzung gesetzt.“, erläutert KJR-Geschäftsführerin Eva Pfeil ihren Eindruck.
Am Regiomontanus Gymnasium Haßfurt, der Mittelschule Hofheim und der Wallburg-Realschule Eltmann fanden Aussteigervorträge von „EXIT Deutschland“ statt. Der Aussteiger schilderte in beeindruckender und schonungsloser Weise seine Geschichte und seine Vergangenheit – von vielschichtigen Innenansichten, prägenden Erlebnissen, Gewalt und radikalem Verhalten, einem mit Widersprüchen behafteten Weltbild und vom schwierigen Weg zu einem gemäßigten Leben in der Mitte der Gesellschaft. „Schonungslos ehrlich und sehr authentisch erzählte er seine Geschichte und hat völlig in seinen Bann gezogen. Die Nachgespräche waren ebenfalls spannend und zeigten, dass die Schülerinnen und Schüler viele Fragen zu seiner Lebensgeschichte und seinen Motiven hatten.“, berichtet KJR-Vorsitzende Susanne Makowski von den Vorträgen.
Grafikdesigner, Illustrator und Comiczeichner Nils Oskamp kam für mehrere Lesungen und sechs „Kreativ gegen Rechts“-Workshops in den Landkreis Haßberge. In den Lesungen berichtete er, was er als Schüler in Dortmund erlebte und Jahre später in seiner Graphic Novel „Drei Steine“ verarbeitete. Eindrucksvoll schilderte Nils Oskamp, wie er damals zur Zielscheibe der örtlichen Neonazis wurde, weil er seine Meinung frei äußerte und sich auch durch Gewalt davon nicht abhalten ließ. Niemand glaubte oder half ihm – nur ein Freund stand ihm zur Seite. In seinen Lesungen ging er auch auf geschichtliche Hintergründe sowie die Strukturen der Szene ein, wie sie bis heute bestehen – und erklärte Zusammenhänge, bis hin zu aktuellen Ereignissen. Bei den gestreamten Lesungen machte leider die Technik etwas Probleme. Aus ursprünglich einer geplanten digitalen Lesung wurden daher am Ende drei Termine.
In den „Kreativ gegen Rechts“-Workshops entstanden beim „Cartoon“-Workshops (Argumentation in Sprechblasen) Zeichnungen zum Thema „Argumentation gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“. Im Workshop „Grafik-Plakat“ erlebten die Jugendlichen den Umgang einer Werbeagentur mit kreativen Ideen. Gemeinsam wurde eine Headline entwickelt, woraus mit modernster Software und KI ein Plakat entstand. Im „Social Media“-Workshop (TikTok gegen Rechtsruck) stand die Entwicklung einer Social Media Kampagne für Demokratie und gegen Rassismus im Mittelpunkt.
Die ausgeschriebenen Fahrten nach Nürnberg und Dachau, welche in Kooperation mit dem KJR Schweinfurt geplant waren, mussten mangels Anmeldungen leider ausfallen.
Am Ende des „Demokratiebudget“-Zeitraums fand noch eine „QUARARO“-Schulung für neue Spielleiterinnen und Spielleiter in der KJR-Geschäftsstelle statt. Zehn neue Spielleitungen wurden ausgebildet, die künftig mit unterschiedlichen Gruppen das Demokratie-Lernspiel „QUARARO“ nutzen können. Das Spiel kann von geschulten Personen kostenlos beim KJR Haßberge ausgeliehen werden. Interessenten für die nächste „QUARARO“-Schulung im Frühjahr 2025 können sich bereits jetzt beim KJR Haßberge vormerken lassen.
„Sehr erfreulich waren die positiven Rückmeldungen der beteiligten Schulen zu unserem Angebot. Es wurde deutlich, dass es definitiv einen Bedarf an Angeboten vor Ort gibt – und daher die Organisation und Finanzierung über den KJR Haßberge bzw. das Demokratiebudget dankbar angenommen wurde.“, berichtet stellvertretender Vorsitzender Thomas Wagenhäuser. Geschäftsführerin Eva Pfeil fasst zusammen: „Auch wenn alles sehr kurzfristig und durch den engen Zeitrahmen stressig war – alles in allem war es eine super Sache und wir sind dankbar, dass uns finanzielle Mittel über das Demokratiebudget zur Verfügung gestellt wurden. Die 25.000 Euro haben wir größtenteils für Aktionen an Schulen verwendet und dadurch von September bis November mehr als 1.000 Jugendliche und junge Menschen erreicht. Auf diese Weise konnten wir vor Ort Demokratie, Vielfalt, Grundgesetze, Menschenrechte und Inklusion zum Thema machen.“
Dieses Projekt wurde aus dem „Demokratiebudget“ des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales durch den Bayerischen Jugendring gefördert.